Zur Erinnerung an
Bischof Dr. Hermann Josef Spital
gestorben am 10. Januar 2007
Seit 1998 war Bischof Dr. Hermann Josef Spital in besonderer Weise ein guter Hirt fuer die Gehoerlosen, nicht nur im Bistum Trier.
Angefangen hat diese besondere Freundschaft mit einer Firmung: Am 18. Mai 1998 kam er nach Neuwied. Er firmte Jugendliche aus der Gehoerlosenschule.


Nach der Firmung gab es einen kleinen Empfang. Dabei wunderte sich Bischof Spital: Warum gebaerdet denn der Schulleiter nicht, wenn er mit den Neugefirmten spricht? Nach einer Mittagspause traf er mit aktiven Mitgliedern des Kommunikationstreff Neuwied zusammen. Dort bekam er viele Antworten: die Gebaerden-sprache ist noch nicht anerkannt, in der Schule wird sie nicht unterrichtet, nur ganz wenige Lehrer koennen gebaerden.


Und es gab viele neue Fragen: Wie koennen wir in der Kirche Sie in Ihrer Arbeit unterstuetzen? Was erwarten Sie von uns? Die Forderungen waren klar: Gehoerlosenkultur und Gebaerdensprache anerkennen, unseren Kampf fuer die Anerkennung unterstuetzen! Bischof Spital sagte: "Das habe ich jetzt kapiert. Ich setze mich fuer Ihre Anliegen ein!" In ganz Deutschland, besonders in der Gehoerlosenwelt, gab es viele Reaktionen - und grosse Verwunderung: ein Bischof unterstuetzt die Gehoerlosen im Kampf fuer die Anerkennung der Geberdensprache!


Dieser Kampf wurde praktisch: Am 24. April 1999 startete der Forums-prozess "natuerlich anders". Dort suchte das Bistum Trier neue Ziele fuer die Behindertenseelsorge. Dabei spielte die Anerkennung der Gebaerdensprache eine grosse Rolle. Bei einer Demo auf dem Trierer Hauptmarkt war Bischof Spital dabei: Er zog den weissen Handschuh an, sprach mit Frau Professor Helen Leuninger von der Universitaet Frankfurt, interessierte sich fuer die Forderungen an Politik, Paedagogik, Gesellschaft und Kirche.






Mitten im Trubel war immer noch Zeit fuer die Kleinsten: Der bescheidene Bischof segnet die Kinder


Im Gottesdienst im Dom spielen Gehoerlose einen Abschnitt aus der Apostelgeschichte: als Tabita tot umfaellt, ist auch der Bischof verwundert.
Am Schluss des Gottesdienstes verabschiedet er die Gottesdienst-teilnehmer mit der Bitte: Macht mit beim Forumsprozess "natuerlich anders!" Seine freundliche Art beeindruckt auch die Gehoerlosen sehr.



In der Nacht vom 7. zum 8. Dezember
1999 uebergab Bischof Spital im Dom das "Licht von Betlehem" an die Bistumsgemeinde. Zum ersten Mal war im Dom ein Gebaerdenchor zu sehen, 60 Gehoerlose nahmen an der naechtlichen Feier teil. Sie wurden vom Bischof besonders begruesst. So begann die Feier zum Heiligen Jahr 2000.


Das Jahr 2000 war ein groesses Jahr fuer die Gehoerlosen im Bistum Trier. Im Fruehjahr ging der Forumsprozess zu Ende - und das Ziel war klar: Wir brauchen eine eigene Pfarrei, die Gebeardensprache soll dort benutzt werden, Gehoerlose sollen die gleichen Rechte und Pflichten haben wie alle hoerenden Glaeubigen.
Im Herbst 2000 besuchten 23 Gehoerlose und Kommunikationshelfer die Gehoerlosengemeinde in Chicago und Toronto. Mit vielen neuen Eindruecken kamen sie zurueck. Bischof Spital hatte in einem Brief an die Teilnehmer geschrieben: Sie sind wie die Kundschafter in der Heiligen Schrift: Berichten Sie uns, was Sie in Nordamerika erlebt haben!"

Am 18. Dezember 2000 besuchte eine kleine Gruppe Bischof Spital und erzaehlte von den wunderbaren Erleb-nissen in Amerika - Bischof Spital hoerte aufmerksam zu.
Zum Abschluss des Treffens kam der Hoehepunkt: Er ueberreichte die Urkunde zur Gruendung der katholischen Gehoerlosengemeinde im Bistum Trier.



So war es geschafft: 2 Wochen vor dem Eintritt in den Ruhestand hatte er unsere Gemeinde gegruendet, mit allen Rechten und Pflichten.
Die weiteren Schritte wurden ebenfalls unterstuetzt und getragen von Weihbischof Leo Schwarz, der das Bistum in der Zeit bis zu unserem neuen Bischof leitete, von Bischof Dr. Reinhard Marx, dem Nachfolger von Bischof Spital und von den Generalvikaren Werner Roessel und Dr. Georg Holkenbrink. Sie alle setzten das Werk von Bischof Hermann Josef fort. Auch Ihnen gilt unser besonderer Dank!
Auch nach als "Altbischof" blieb er uns freundschaftlich verbunden: Am 18. November 2001 firmte er die Jugendlichen im Bezirk Koblenz-Neuwied und besuchte den Kath. Gehoerlosenverein St. Josef in Koblenz. Dort konnten wir ihm die ersten Schwerpunkte der Gehoerlosengemeinde fuer das Jahr 2002 vorstellen. Als Dankeschoen bekam er die ILY-Hand, die er stolz getragen hat, als er sich in das Fuerbitt-Buch unserer Gemeinde eingetragen hat.







Im Februar 2003 empfing er Schwester Maureen Langton aus Chicago und ihre Schwester Susan. Sr. Maureen leitete damals ein Ausbildungsprogramm fuer Erwachsene Gehoerlose in der Seelsorge. Der Altbischof war wieder begeistert und wunderte sich, warum es das bei uns in der deutschen katholischen Kirche nicht gibt.




Am 23. Februar 2003 firmte er in St. Gangolf zum letzten Mal Jugendliche unserer Gemeinde in Trier und besuchte anschliessend die Versammlung des KGV Franz-von-Sales im Saal der Behinderten-seelsorge.


Im Herbst 2003 war die Gehoerlosengemeinde schon in ihr neues Pfarrhaus in der Friedrich-Wilhelm-Strasse in Trier eingezogen. Da kam der Gegenbesuch aus Chicago und Wisconsin: 34 Gehoerlose mit 2 Dolmetscherinnen lernten Trier, Koeln, Rhein und Mosel kennen: die deutsche Lebensweise und unsere Gehoerlosenkultur. Die Fuehrung durch den Trierer Dom uebernahm Altbischof Hermann Josef persoenlich. Einfach, bescheiden, lebendig, menschenfreundlich - so haben ihn amerikanische Gaeste und deutsche Gastgeber erlebt. Als er die vielen Sprachen Deutsch, Englisch, Deutsche Gebeardensprache, Amerikanische Gebeardensprache sah und hoerte, sagte er: "Mir macht das nix aus, Sie wissen ja, ich habe meine eigene Gebaerdensprache!"


Zum Abschiedsfoto im Domkreuzgang reihte er sich einfach in die Gruppe ein - und er ist kaum zu erkennen: ein einfacher Mensch unter Menschen.

Bei der Fuehrung durch den Trierer Dom haben wir ihn als Gemeinde persoenlich zum letzten Mal erlebt. Mit seiner Beerdigung in der Krypta des Domes schliesst sich der Kreis. Am 18. November hat er in unser Fuerbitt-Buch geschrieben:
"Ich erbitte fuer Ihre Gemeinde Gottes Segen. Mit dem Koenig Salomo bitte ich um ein "hoerendes Herz" fuer Sie alle."
Wir danken Gott fuer sein Leben, fuer seinen Dienst , fuer sein Interesse an unseren Fragen und Anliegen, fuer seine Unterstuetzung, fuer die Gruendung unserer Gemeinde, fuer seine Freundschaft und fuer sein Gebet.
Wir glauben fest, dass er nun bei Gott fuer uns eintritt und so weiter unseren Weg als Gemeinde und als Einzelne begleitet.
Wir versuchen auch in Zukunft, "mit unserem Herzen auf Gott zu hoeren", so wie Bischof Dr. Hermann Josef Spital es erbeten hat!


Beerdigung von Altbischof Hermann Josef Spital am 17. Januar
Mehrere tausend Glaubige waren in den Dom gekommen, auch eine Gruppe aus unserer Gehoerlosengemeinde.






Der tote Leib von Bischof Spital wurde aus der Jesuitenkirche in den Dom gebracht. Viele Bischoefe aus Deutschland, aus der ganzen Welt und auch anderen christlichen Kirchen waren gekommen.


Der Sarg war genauso einfach und bescheiden wie der Bischof selbst. Vor seinem Sarg wurde sein Bischofsstab getragen, mit der Kruemme nach unten, seine Mitra und das Evangelienbuch.




Sein Nachfolger, unser Bischof Dr. Reinhard Marx leitete die Feier und hielt die Predigt.


Bischof Marx sagte:
"Der tiefe Glaube an Gott-Vater-Sohn- Heiliger Geist war Bischof Spital sehr wichtig. Gott ist Liebe, und in diese Liebe werden wir Menschen hinein gezogen. Wir erreichen Gott nicht, aber Gott ist zu uns herunter gestiegen. Er hat sich fuer die Menschen interessiert - so muessen wir uns auch in die Menschen interessieren, das ist Seelsorge! Das ist der Auftrag, den wir von Bischof Hermann Josef bekommen haben! Er geht weiter mit uns, auf eine neue Weise! Danke, Bischof Hermann Josef!"
Sein Leib wurde in der Krypta des Domes beerdigt.


Wir danken allen sehr herzlich, die unsere Trauer ueber den Tod von Bischof Hermann Josef teilen - besonders die vielen Emails, die uns unsere Freunde aus Amerika geschickt haben! Wir sind in der Hoffnung verbunden, dass wir weiter gemeinsam unseren Weg gehen - im Himmel und auf Erden!